Im Living Lab von Chamblioux-Bertigny nimmt der Bodenqualitätsindex Gestalt an

Das Pilotprojekt Chamblioux-Bertigny im Kanton Freiburg soll die Ressource Boden in den neu entstehenden urbanen Polen besser berücksichtigt werden – mit Hilfe des Bodenqualitätsindexes (BodenQI). Im Living Lab „LASOL“, lanciert von der Hochschule Freiburg (HTA-FR), soll definiert werden, inwiefern Instrumente wie der BodenQI, in die konkrete Planung integriert werden könnten.

In Chamblioux-Bertigny können Dank der geplante Überdachung der Autobahn A12 neue städtische Pole entstehen. Ein traumhaftes Spielfeld für Städteplaner/innen: 80 ha, die zu einem Gesundheits- und Arbeitspol (PSA), einem Stadtpark und einem gemischt genutzten Stadtviertel (Pôle Jura-Chassotte, PJC) entwickelt werden sollen. Diese 80 ha Boden erfüllen derzeit allerdings viele wichtigen Funktionen für die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden: Wasser aufnehmen, Kohlenstoff speichern und Nahrung produzieren.

Die Frage, die sich stellt lautet also: Wie können diese Funktionen erhalten bleiben und gleichzeitig ein neu bebauter Raum von hoher Qualität entstehen? Genau darum geht es bei dem Pilotprojekt zum Bodenqualitätsindex (BodenQI). Das Projekt wurde von sanu durabilitas initiiert und von der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt (RIMU) des Staates Freiburg getragen. Der BodenQI soll den Böden und ihren wertvollen Funktionen in der Interessenabwägung eine Stimme geben, und zwar bevor diese unter Beton oder Asphalt verschwinden.

Arbeitsgruppe zum Pilotprojekt Chamblioux-Bertigny, einem Living Lab, das dem Bodenqualitätsindex Gestalt verleihen soll.

Die Berücksichtigung der Bodenqualität verankern

Die Weiterentwicklung des Sektors Chamblioux-Bertigny umfasst vier Planungsprojekte: Die Autobahnüberdachung, den Gesundheits- und Arbeitspol (PSA), das Quartier La Chassotte (Pôle Jura-Chassotte, PJC) und den Agglomerationspark. Durch jedes dieser Planungsprojekte ist eine Vielzahl von Akteuren und Akteurinnen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene involviert. Die Realisierung streckt sich über Jahrzehnte. Das hat eine Komplexität zur Folge, die schwer zu überblicken ist, wenn es darum geht, die Bodenqualität in die Planung einzubeziehen.

Die HTA-FR, namentlich Frau Fabienne Favre Boivin (Prof. im Departement Bauingenieurwesen und Leiterin des Instituts für die gebaute Umwelt (iTEC)) und Frau Séréna Vanbutsele (Prof. im Studiengang Architektur und Leiterin des Instituts TRANSFORM der HTA-FR), haben beschlossen, daraus ein eigenes Projekt in Form eines Living Labs zu kreieren. Dieses Projekt namens „LASOL“ (Living lab Aménagement du territoire et sols, Living lab Raumplanung und Böden) bezweckt, die beteiligten Parteien zusammenzubringen, die Problematik in einen realen Kontext zu integrieren, Lösungen zu erarbeiten und diese in einem iterativen Prozess zu testen. Konkret zielt das Projekt darauf ab, die Berücksichtigung der Bodenqualität in der Standortentwicklung zu verankern. Dies geschieht indem ermittelt wird, welches Instrument zu welchem Zeitpunkt und von welchem Akteur bzw. von welcher Akteurin integriert werden muss. Der BodenQI ist eines der Instrumente, die diesbezüglich analysiert werden sollen.

Arbeitsgruppe zum Pilotprojekt Chamblioux-Bertigny, einem Living Lab, das dem Bodenqualitätsindex Gestalt verleihen soll.

Die Schlüsselmomente der Planung bestimment

Chamblioux-Bertigny befindet sich zwar noch in der Planungsphase – bis zum ersten Spatenstich werden noch einige Jahre vergehen –, dennoch haben die Organisation der Projektphasen sowie die politische diskussion bereits begonnen.

Das Living Lab ging in seinem ersten Workshop am 21. November 2023 der Frage nach, welche Projektphasen und politischen Entscheidungen Herausforderungen für den Schutz der Bodenqualität darstellen?  Es versammelte Mitglieder der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt (RIMU) und des Amts für Umwelt (AfU). Herr Guillaume Raymondon, Träger des Pilotprojekts BodenQI der Region Morges, war ebenfalls anwesend und konnte die in der Region Morges gesammelten Erfahrungen einbringen. Frau Professorin Séréna Vanbutsele sowie Frau Professorin Fabienne Favre Boivin und ihre Mitarbeiterin Frau Juliette Falque betreuten den Workshop. Die Moderation wurde von Frau Anne-Claude Cosandey und Herrn David Martin (Mitarbeitende HTA iTEC-Team und Teilhaber der „Ateliers C“) übernommen.

Zeitlinien zur Orientierung

In diesem ersten Workshop erstellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzelne „Zeitlinien“, in denen die geplanten Projektphasen für die nächsten zehn Jahren detailliert beschrieben wurden. Das Ziel: Die entscheidenden Momente für den Bodenschutz in den verschiedenen Phasen sichtbar machen. Die Zeitlinien wurden dann mit der Schweizer Bodenstrategie in Einklang gebracht. Dabei ging es darum, Handlungsmomente für jedes Ziel der Bundesstrategie zu identifizieren.

Ein nächster Workshop ist für Ende Februar 2024 geplant. Das Projekt LASOL läuft noch bis September 2025. Sanu durabilitas verfolgt die Entwicklungen im Rahmen seiner Beteiligung am Pilotprojekt Chamblioux-Bertigny.

Gepostet am: 20 Februar 2024

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