Die Schweizer Raumplanung zielt auf einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden ab. Dennoch geht in der Schweiz täglich die Fläche von sieben Fussballfeldern verloren. Dies macht deutlich, dass ein dringender Handlungsbedarf besteht, um Böden besser zu schützen – und damit die Trinkwasserversorgung, die Nahrungsmittelproduktion sowie die Biodiversität langfristig zu erhalten. Der Bodenqualitätsindex (BodenQI) ist ein vielversprechendes Instrument, um den Böden in der Raumplanung ein stärkeres Gewicht zu verleihen. Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf Erfahrungen in der Anwendung des BodenQI in der Schweiz und richten sich an die involvierten Akteure auf allen drei Staatsebenen – Bund, Kantone und Gemeinden.

  • Im Jahr 2020 hat sich der Bundesrat in der Bodenstrategie Schweiz das Ziel gesetzt, bis 2050 netto keinen Boden mehr zu verbrauch. Die ökologischen Funktionen des Bodens sollen in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben. Unvermeidbare Eingriffe sind durch Wiederherstellung dieser Funktionen an anderer Stelle auszugleichen.

    Nun liegt es in der Verantwortung des Bundes, die nötigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung dieses Ziel zu schaffen (siehe Antwort auf das Postulat Burkard). Die Einführung des Bodenqualitätsindex (BodenQI) durch den Bund kann massgeblich dazu beitragen, bis 2050 dieses Netto-Null-Ziel zu erreichen.

  • Bereits heute besteht auf kantonaler Ebene die Möglichkeit, eine Politik zur Erhaltung der Bodenqualität mit Blick auf die Integration des Bodenqualitätsindex (BodenQI) zu etablieren. Die nachfolgenden Empfehlungen zeigen auf, wie dies erreicht werden kann.

    Der BodenQI bewertet, wie gut Böden ihre Funktionen erfüllen können. Er nutzt dazu ein einfaches Indexsystem, das als Karte(n) dargestellt wird. Diese Karten helfen der Raumplanung, die Bodenqualität besser zu berücksichtigen, sodass die wertvollsten Böden bei der Realisierung von Bau- und Infrastrukturprojekten möglichst geschont werden.

  • Für Gemeinden besteht ein starkes Interesse, bereits vor der Einführung nationalen Richtlinien für den Erhalt der Bodenqualität aktiv zu werden – insbesondere, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken.

    Der Bodenqualitätsindex (BodenQI) bewertet, wie gut Böden, ihre Funktionen erfüllen können. Er nutzt dazu ein einfaches Indexsystem, das als Karte(n) dargestellt wird. Diese Karten helfen der Raumplanung die Bodenqualität besser berücksichtigen zu können, sodass die wertvollsten Böden bei der Realisierung von Bau- und Infrastrukturprojekten möglichst geschont werden.

Kontext

Die Empfehlungen zielen darauf ab, ein BodenQI-Instrument auf nationaler Ebene zu entwickeln und umzusetzen. Wir haben diese Empfehlungen basierend auf Diskussionen in einer nationalen Begleitgruppe erarbeitet.

Die Empfehlungen sind nach Handlungsebenen gegliedert (Bund, Kantone und Gemeinden). Innerhalb jeder Ebene sind die Empfehlungen in thematische Handlungsbereiche unterteilt. Die Empfehlungen werden durch Praxisbeispiele aus dem In- und Ausland ergänzt.

Ein Instrument, um den Böden mehr Gewicht zu verleihen

Der Bodenqualitätsindex (BodenQI) bewertet, wie gut Böden, ihre Funktionen erfüllen können. Er nutzt dazu ein einfaches Indexsystem, das als Karte(n) dargestellt wird. Diese Karten helfen der Raumplanung die Bodenqualität besser berücksichtigen zu können, sodass die wertvollsten Böden bei der Realisierung von Bau- und Infrastrukturprojekten möglichst geschont werden.

In Kombination mit einer nachhaltigen Bodenpolitik stellt der BodenQI ein wirkungsvolles Instrument dar, um den Verlust an qualitativ hochwertigen Böden einzudämmen. Die Stadt Stuttgart (DE) hat beispielsweise eine maximale Bodenverbrauchsquote eingeführt und dazu den BodenQI zu einem Punktesystem weiterentwickelt (Bodenindexpunkte). Dabei wird jedem Boden eine bestimmte Punktzahl zugewiesen – Böden mit hoher Qualität erhalten entsprechend mehr Punkte als solche mit geringerer Funktionalität. Bei Infrastrukturvorhaben müssen dann unvermeidbare Punktverluste durch geeignete Ausgleichsmassnahmen kompensiert werden. So entsteht ein direkter Anreiz, bevorzugt Flächen mit geringer Bodenqualität zu überbauen und damit die negativen Auswirkungen auf den Boden zu minimieren.

In der Schweiz wurde der BodenQI im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 68 (NFP 68) als zentrales Instrument anerkannt und dessen Anwendung empfohlen.

Auf nationaler Ebene einen BodenQI entwickeln und in der Raumplanung verankern

Obwohl in der Schweiz mit dem BodenQI in verschiedenen Pilotprojekten gute Erfahrungen gemacht wurden, fehlt bislang eine Anwendung auf nationaler Ebene.

Um den BodenQI in der Schweizer Raumplanung zu verankern, sind vor allem zwei wesentliche Herausforderungen zu bewältigen: Erstens muss ein BodenQI entwickelt werden, der auf allen Staatsebenen eine einfache und zugängliche Visualisierung der Bodenqualität ermöglicht. Das Instrument muss also auf allen Planungsebenen anwendbar sein – vom Bund über die Kantone bis hin zu den Gemeinden. Zweitens bedarf es einer kohärenten Politik zur Sicherung der Bodenqualität über alle Staatsebenen hinweg. Die in der Bodenstrategie des Bundesrats verankerte Zielsetzung eines Netto-Null-Bodenverbrauchs bildet hierfür einen wichtigen politischen Rahmen. Sie ebnet den Weg für eine gezielte Integration des BodenQI in die raumplanerische Praxis, um der Verschlechterung der Bodenqualität entgegenzuwirken.

Die Entwicklung eines nationalen BodenQI erfordert eine strategische und operative Bündelung der Kräfte von öffentlichen und privaten Akteuren. Dies schliesst umfassende planerische Massnahmen ebenso ein wie die gezielte Umsetzung konkreter Bau- und Infrastrukturprojekte.

Lebensgrundlage Boden

Böden bilden die oberste Schicht der Erdkruste und reichen von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern in die Tiefe. Sie erfüllen eine Vielzahl an lebenswichtigen Funktionen, die als „ökologische Funktionen“ bezeichnet werden. So produzieren Böden 90% unserer Nahrungsmittel und beherbergen rund zwei Drittel aller Lebewesen (Produktions- und Lebensraumfunktion). Als natürliche Filter reinigen Böden unser Wasser und sichern so die Trinkwasserversorgung (Regulierungsfunktion). Darüber hinaus regulieren sie das Klima und wirken in Städten der Bildung von Hitzeinseln entgegen (Regulierungsfunktion). Die Fähigkeit der Böden, diese Funktionen zu erfüllen, wird als „Bodenqualität“ bezeichnet. Doch die Qualität unserer Böden steht durch übermässige Nutzung zunehmend unter Druck. Die Versiegelung, sprich die Bedeckung der Böden mit künstlichen Belägen, stellt die grösste Bedrohung für die Schweizer Böden dar. Doch auch Verdichtung und Verschmutzung setzen den Böden stark zu.