Der Wert der Böden

für die Raumplanung

planen und bauen mit dem Bodenqualitätsindex

Die Raumplanung soll die Qualität der Böden berücksichtigen. Das sieht die Bodenstrategie vor, die der Bund 2020 veröffentlicht hat. Aber wie soll das gelingen? Es stehen dafür so gut wie keine Instrumente zur Verfügung. Die lebenswichtigen Funktionen, die unsere Böden für uns erbringen, können also gar keine Beachtung finden. Der Bodenqualitätsindex löst dieses Problem und stellt der Raumplanung ein praxistaugliches Instrument zur Seite, das je nach Standort und Anforderungen auf individuelle Bedürfnisse angepasst werden kann.

Böden stehen unter Druck

Die Böden in der Schweiz stehen unter Druck. Täglich werden sieben Fussballfelder versiegelt; ein halber Quadratmeter Boden geht pro Sekunde für immer verloren (siehe Umweltbericht 2022). Gleichzeitig hat sich die Schweiz vorgenommen, bis 2050 netto keine neuen Böden mehr zu verbrauchen. Aber wie soll das gelingen?

Auch den unbebauten Böden geht es nicht besser: sie werden verschmutz, verdichtet und verlieren organische Substanz. Und das obwohl es seit 2020 mit der Bodenstrategie ein Bekenntnis zum Schutz unserer Böden gibt.

Die Folgen dieser nicht nachhaltigen Bodennutzung sind verheerend. Unsere Böden können ihre für uns lebenswichtigen Leistungen nicht mehr erfüllen: Sie bieten immer weniger Nährstoffe für unsere Nahrung, sie können Wasser weniger gut reinigen und nicht mehr schnell genug aufnehmen, sie können immer weniger dazu beitragen, die Umgebung zu kühlen, sie speichern immer weniger CO2 und sie produzieren immer weniger Biomasse, die Grundlage von Biodiversität – um nur einige Beispiele zu nennen.

Das sind die schlechten Nachrichten. Die gute Nachricht ist:

Wir können etwas dagegen tun. Wir können die Qualität der Böden in der Raumplanung berücksichtigen. Dafür gibt es bereits ein praxistaugliches Instrument. Dürfen wir vorstellen: der Bodenqualitätsindex. Wir von sanu durabilitas helfen Kantonen, Regionen und Gemeinden dabei, das Instrument an ihre spezifischen Bedürfnisse anzupassen, damit sie erfolgreich damit arbeiten können.

Unsere Böden in der Schweiz

Die Siedlungs- und Infrastrukturflächen haben sich in der Schweiz zwischen 1985 und 2018 um 776 km2 vergrössert, hauptsächlich auf Kosten von Ackerland. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) gibt es in der Schweiz keine intakten Böden mehr, und ihre Bewirtschaftung ist nicht nachhaltig. Das Raumplanungsgesetz (RPG) schreibt zwar eine haushälterische Nutzung der Böden, den Schutz der Böden und eine Verdichtung nach Innen vor. Und auch das Umweltschutzgesetz (USG) verlangt, die Fruchtbarkeit (d. h. die Qualität) der Böden langfristig zu sichern. Trotzdem verlieren wir weiterhin Böden guter Qualität.

Flächenveränderung von 2009 bis 2018

0%
(+181 km2) Siedlungsflächen
0%
(-302km2) Landwirtschaftsflächen
0%
(+206 km2) Bestockte Flächen

Um dem Bodenschutz mehr Gewicht zu verleihen, hat der Bundesrat im Mai 2020 die Bodenstrategie Schweiz verabschiedet. Im Bereich der Raumplanung legt sie die Ziele „Null Nettobodenverbrauch bis 2050“ und die „Berücksichtigung der Bodenfunktionen bei der Planung und Interessenabwägung“ fest. Ausser dem Sachplan Fruchtfolgeflächen stehen der Raumplanung allerdings keine Instrumente zur Verfügung, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können. Deswegen setzen wir uns dafür ein, in Pilotprojekten zum Bodenqualitätsindex passende Instrumente für die Schweiz zu entwickeln.

Das Nationale Forschungsprogramm 68 (Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden) sieht ein grosses Potenzial in der Anwendung des Bodenqualitätsindexes. Zu diesem Schluss kam 2016 auch ein Panel von Schweizer Raumplanungsexpert/innen, das von uns zusammengestellt wurde. In Deutschland und Österreich wird das Instrument bereits seit mehreren Jahren eingesetzt. Auch die Region Brüssel-Hauptstadt arbeitet damit.

Warum ist das so wichtig?

Das Leben auf der Erde hängt von gesunden Böden ab. Böden übernehmen Funktionen und erbringen Dienstleistungen, die für Mensch, Wirtschaft und Natur lebenswichtig sind. Gesunde Böden können ihre Funktionen erfüllen. Ob ein Boden eine Funktion erfüllen kann, hängt von den Eigenschaften eines Bodens ab: Textur, Struktur, Porosität etc. Ein Boden erfüllt mehrere Funktionen gleichzeitig, aber einige können vorherrschend sein. Der Grad der ökologischen Funktionsfähigkeit (Habitat, Produktion, Regulierung, Archivierung) wird mit der Bodenqualität beschrieben.

HabitatfunktionLebensraum für Tiere, Pflanzen undMikroorganismen Produktionsfunktionvon Nahrungsmitteln, Holz und Fasern RegulierungsfunktionRegulierung von Stoff- und Energiekreisläufen;Filtern, Puffern, Speichern und Umwandeln von Stoffen TrägerfunktionBoden als Baugrund, in den gebaut wird RohstofffunktionSpeichern von Rohstoffen,Wasser und Geothermie ArchivfunktionBewahrung von Informationen zur Natur-und Kulturgeschichte
Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Habitatfunktion

Lebensraum für Tiere, Pflanzen

Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Produktionsfunktion

Von Nahrungsmitteln, Holz und Fasern

Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Regulierungsfunktion

Regulierung von Stoff- und Energiekreisläufen; filtern, puffern, speichern und umwandeln von Stoffen

Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Trägerfunktion

Boden als Baugrund, in den gebaut wird

Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Rohstofffunktion

Speichern von Rohstoffen und Wasser

Grafische Konzeptelemente für eine visuelle Darstellung eines Projekts von BodenQI.

Archivfunktion

Bewahrung von Informationen zur Natur- und Kulturgeschichte

Böden gelten als nicht erneuerbare Ressource. Die EU schätzt, dass allein die Acker- und Grünlandflächen der Mitgliedsländer Dienstleistungen im Wert von 76 Mrd. € pro Jahr erbringen, von denen nur ein Drittel aus der landwirtschaftlichen Produktion stammt.

In einem Quadratmeter Boden leben mehr als 5 Billionen Lebewesen: Bakterien, Protisten, Pilze, Algen, Nematoden, Milben, Spinnen, Springschwänze, Rädertiere, Käferlarven, Weichtiere, Krustentiere (usw.) und natürlich Regenwürmer. Zum Vergleich: Auf der Erde leben nur rund 8 Milliarden Menschen (Stand 2023).

Diese kleinen Tierchen sorgen für den Nährstoffumsatz, in dem sie organisches Material (z. B. tote Pflanzen und Tiere) im Boden zersetzen und für andere nutzbar machen. Ausserdem stabilisieren die Kleinstlebewesen die Bodenstruktur, verbessern die Wasserspeicherung und fördern das Pflanzenwachstum im Erdreich. Sie nehmen Stoffe auf (z. B. Co2), lassen sie wieder frei, bauen Schadstoffe ab und unterstützen Pflanzen bei der Abwehr von Krankheiten. Die Diversität der Bakterien, Pilzen, Protisten und Viren im Boden ist in ihrer Gesamtheit noch gar nicht bekannt – sie geht verloren bevor wir sie wirklich erforschen konnten.

Böden gelten als nicht erneuerbare Ressource. Die EU schätzt, dass allein die Acker- und Grünlandflächen der Mitgliedsländer Dienstleistungen im Wert von 76 Mrd. € pro Jahr erbringen, von denen nur ein Drittel aus der landwirtschaftlichen Produktion stammt.

In einem Quadratmeter Boden leben mehr als 5 Billionen Lebewesen: Bakterien, Protisten, Pilze, Algen, Nematoden, Milben, Spinnen, Springschwänze, Rädertiere, Käferlarven, Weichtiere, Krustentiere (usw.) und natürlich Regenwürmer. Zum Vergleich: Auf der Erde leben nur rund 8 Milliarden Menschen (Stand 2023).

Diese kleinen Tierchen sorgen für den Nährstoffumsatz, in dem sie organisches Material (z. B. tote Pflanzen und Tiere) im Boden zersetzen und für andere nutzbar machen. Ausserdem stabilisieren die Kleinstlebewesen die Bodenstruktur, verbessern die Wasserspeicherung und fördern das Pflanzenwachstum im Erdreich. Sie nehmen Stoffe auf (z. B. Co2), lassen sie wieder frei, bauen Schadstoffe ab und unterstützen Pflanzen bei der Abwehr von Krankheiten. Die Diversität der Bakterien, Pilzen, Protisten und Viren im Boden ist in ihrer Gesamtheit noch gar nicht bekannt – sie geht verloren bevor wir sie wirklich erforschen konnten.