Österreich sensibilisiert für Bodenqualität: Beispiel Bundesland Salzburg
Infoserie Bodenqualitätsindex – Beispiele aus dem Ausland
Im nationalen Vergleich positioniert sich das Bundesland Salzburg in Sache Bodenschutz als Spitzenreiter. In Österreich ist Bodenschutz Sache der Bundesländer. So läuft trotz nationaler Norm der raumplanerische Umgang mit Bodenqualität überall etwas anders. Einigen Ländern fehlt bis heute ein Bodenschutzgesetz. Andere – wie beispielsweise Salzburg – haben bereits Karten mit einem Bodenqualitätsindex in der Praxis etabliert.
von Michelle Dür
Laut WWF verzeichnete kaum ein österreichisches Bundesland in den letzten Jahren einen geringeren Bodenverbrauch als Salzburg. Auf Basis seiner Gesetzgebung beauftragte das Bundesland bereits 2009 die Entwicklung konkreter Planungsinstrumente für die Agrarabteilung (online Bodenfunktionskarten mit Leitfaden). Dazu wurden Bodendaten vom Finanzministerium gekauft und eine Bewertungsmethode auf Basis von deutschen Vorbildern entwickelt. Nachdem sich diese Karten in Pilotprojekten bewährten, wurden sie landesweit implementiert. Die Anwendung beschränkt sich auf landwirtschaftliche Böden, da für Wald- und Siedlungsböden (aktuelle) Daten fehlen.
Bodenfunktionsbewertung nach ÖNORM
Basierend auf den Erfahrungen aus Bundesländern wie Salzburg wurde mit der «ÖNORM L 1076 Bodenfunktionsbewertung» ab 2013 für ganz Österreich ein einheitliches Vorgehen geschaffen. Kauf und Anwendung der Norm sind freiwillig.
Die Bewertung nach ÖNORM untersucht die Funktionen natürliche Bodenfruchtbarkeit, Abflussregulierung, Filter- und Puffer, Standort für natürliche Pflanzengesellschaften sowie Lebensraum für Bodenorganismen. Die Archivfunktion wird separat betrachtet. Für die einzelnen Funktionen werden anhand der Bodeneigenschaften der Erfüllungsgrad (1–5) ermittelt und als Karte dargestellt. Böden, für die keine Daten bestehen oder deren Bewertung nicht relevant ist (z.B. urbane, versiegelte Böden), bleiben unbewertet.
Einige Bundesländer haben neben der regulären Bodenfunktionsbewertung nach ÖNORM zusätzlich die einzelnen Funktionen zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Dabei werden Funktionen mit besonders hohem Erfüllungsgrad stärker gewichtet. Aufgrund der geringeren Aussagekraft im Vergleich zu den Einzelkarten verzichtet Salzburg auf diese Aggregierung.
Raumplanerische Umsetzung im Bundesland Salzburg
Der Bodenschutz ist in Salzburg in diversen Gesetzen verankert. So muss die Funktionsbewertung in der Ortsplanung und bei Umweltverträglichkeitsabklärungen zwingend berücksichtigt werden. Geschieht dies ungenügend, kann das Bundesland Planungsdokumente und -vorhaben zurückweisen. Als Hilfsmittel stehen Planenden die Bodenfunktionskarten gratis zur Verfügung. Aus der Funktionsbewertung leiten sich allfällige Vermeidungs-, Verminderungs- oder Ausgleichsmassnahmen für das Planungsgebiet ab. Die Umsetzung dieser Massnahmen kontrollieren die Gemeinden. Das kann für eine Gemeinde herausfordernd sein, was die konsequente Umsetzung dieser Massnahmen erschwert.
Dennoch ist Martin Leist vom Amt der Salzburger Landesregierung überzeugt, dass die eingeführten Tools den Bodenfunktionsverlust eindämmen konnten. Vor allem da bei Gemeinden und Planenden ein Bewusstsein für die Thematik geschaffen werden konnte. In Zukunft sollen die Bodenfunktionskarten und die vom Bund erhobene Datengrundlage alle 10–20 Jahre aktualisiert werden. Ein Monitoring der qualitativen Bodenverluste gibt es aktuell noch nicht. Dasselbe gilt für ein verbindliches Reduktionsziel.
Ein Ansatz für den Schweizer Kontext?
Hierzulande wird intensiv an einer einheitlichen Kartierungsmethode für die ganze Schweiz gearbeitet. Sobald damit die bodenkundliche Datengrundlage geschaffen ist, liesse sich der Ansatz aus Österreich auch in der Schweiz anwenden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass wie in Salzburg auch in der Schweiz die Politik das Vorhaben mitträgt.