Staat Freiburg geht mit gutem Beispiel voran
Im Rahmen unseres Pilotprojekts hat sich der Staat Freiburg verpflichtet, bei der Planung des Gebietes Chamblioux-Bertigny (FR) die Bodenqualität zu berücksichtigen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Planung des Gesundheits- und Arbeitspols, der zwischen den Gemeinden Villars-sur-Glâne und Freiburg entstehen soll. Dieses Projekt berücksichtigt den Boden auf innovative Weise und begrenzt so seine zukünftige Versiegelung.
Im Entwicklungsgebiet Chamblioux-Bertigny (FR) wird der Gesundheits- und Arbeitspol unter anderem das neue kantonale Spitalzentrum (Gesundheits- und Bildungspol) beherbergen, nicht weit vom bestehenden Spital entfernt. Um den genauen Standort zu bestimmen, liess der Staat Freiburg zwei Studienaufträge durchführen. Das Ziel dabei war, Vorschläge von Stadtplanungsbüros für die Gestaltung des Sektors zu sammeln.
Böden als Bestandteil des Pflichtenhefts
Den Teams stand es beim ersten Studienauftragsverfahren frei, das neue Spitalzentrum an jedem beliebigen Ort auf den Parzellen neben dem bestehenden Spital zu platzieren. Sie waren jedoch verpflichtet, die Qualität des Bodens so weit wie möglich zu erhalten. Somit können seine Funktionen, wie Wasserversickerung oder Regulierung von Hitzeinseln, intakt bleiben. Die Anforderungen waren im Pflichtenheft festgelegt.
Die Einhaltung des Pflichtenheftes wurde durch ein Beurteilungsgremium geprüft. Technische Expertinnen und Experten, darunter auch Vertreterinnen und Vertreter staatlicher Stellen, haben zudem den Prozess mitverfolgt. Sie unterstützten das Beurteilungsgremium durch ihre fachlichen Stellungnahmen zu den Ergebnissen der Teams, unter anderem auch im Hinblick auf die Bodenschonung.
Verdichten, um die Auswirkungen auf den Boden zu begrenzen
Als Grundvoraussetzung für das zweite Studienauftragsverfahren entschied sich das Beurteilungsgremium für die Idee, das Gesundheits- und Bildungszentrum und damit das neue Krankenhaus grösstenteils auf den bereits versiegelten Flächen rund um das derzeitige Krankenhaus zu bauen. Diese Entscheidung für eine Verdichtung begrenzt die Auswirkungen auf die Böden im Umkreis. Es bietet somit die Möglichkeit, ihre Funktionen zu erhalten, insbesondere für das Wassermanagement, die Bekämpfung von Hitzeinseln und die Förderung der Biodiversität.
«Die Festlegung konkreter Erwartungen bezüglich der Bodenerhaltung im Pflichtenheft hat es ermöglicht, die Böden in der Planung des Gesundheits- und Arbeitspols zu berücksichtigen»,
erläutert Emmanuel Dénervaud, Rechtsberater und Projektleiter von Chamblioux-Bertigny bei der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt (RIMU).
Grundlagen, um den Boden zu «lesen»
Um die Bodenthematik auf qualitative Weise in die Überlegungen zur Standortplanung einzubringen, standen Karten zu Bodeneigenschaften und -funktionen des Kompetenzzentrums Boden (KOBO) zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit dem Büro urbaplan sa hat der Staat Freiburg zudem zwei Leitfäden zur Erhaltung der Bodenqualität innerhalb des Pilotprojekt-Gebiets veröffentlicht. Die beiden Leitfäden und Bodenkarten boten den Teams Orientierung bei ihrem Vorgehen. All diese Grundlagen wurden im Rahmen des Pilotprojekts in Chamblioux-Bertigny erstellt.
Erfolgsfaktoren bei der Planung des Arbeits- und Gesundheitspols
Der Ansatz des Pilotprojekts in Chamblioux-Bertigny weist in eine vielversprechende Richtung und skizziert einen möglichen Weg zum Einbezug der Bodenqualität in die Raumplanung. Die Erfolgsfaktoren sind folgende:
Entwicklung hin zum Bodenqualitätsindex
Auch wenn der Ansatz bereits positive Auswirkungen hatte, kann die Erhaltung der Bodenqualität noch weiter gehen. Die Einführung eines Bodenqualitätsindexes (BodenQI) würde es ermöglichen, die Bodenfunktionen innerhalb eines bestimmten Gebietes zu quantifizieren. Der BodenQI würde Projektträgerinnen und Projektträgern zudem die Möglichkeit bieten, klare und messbare Ziele für die Bodenfunktionen zu definieren, die sie fördern möchten. Die Quantifizierung der Bodenfunktionen ist auch ein unerlässliches Hilfsmittel, um die unvermeidlichen Auswirkungen von Bauvorhaben auszugleichen. Beispielsweise könnte ein Bauprojekt dazu beitragen, degradierte Böden an anderer Stelle im Staat Freiburg zu sanieren. Auch wenn im Pflichtenheft ein solches Ausgleichssystem erwähnt wird, hat die Übersetzung der Bodendaten in einen BodenQI in Chamblioux-Bertigny noch nicht stattgefunden. Die Ausgleichsberechnung konnte somit nicht in die Planung des Gesundheits- und Arbeitspol einbezogen werden.
Ein richtungsweisendes Experiment, das den Weg für ähnliche Projekte ebnet
Der Ansatz zeigt, dass die Berücksichtigung des Bodens einen Mehrwert für Raumplanungs- und Bauprojekte darstellt. Die Entwicklung eines BodenQI ist die nächste Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. In Zukunft sollen im Staat Freiburg, wie auch in der gesamten Schweiz vermehrt Erfahrungen mit BodenQI gesammelt werden. Dies mit dem Ziel, allgemeine Grundsätze zur Berücksichtigung des Bodens in der Raumplanung zu entwickeln. Auf lange Sicht zielt das BodenQI darauf ab, den Boden und seine ökologischen Funktionen fest in der raumplanerischen Interessenabwägung zu verankern und damit einen Beitrag zur Umsetzung der nationalen Bodenstrategie zu leisten. Wir werden die weiteren Entwicklungen in diesem Bereich aufmerksam verfolgen.