© Région Morges
«IQS-Vaud» verfolgt eine andere Vorgehensweise als die bisherigen Pilotprojekte: Der Kanton beabsichtigt schweizweit die ersten Karten zum Bodenqualitätsindex (BodenQI) für die Land- und Forstwirtschaft zu entwickeln – ein Pionieransatz, denn dieses Vorhaben ist schweizweit einmalig. Um die Bodenqualität auch in diesen Themenfeldern besser berücksichtigen zu können, werden die Tools des Pilotprojekts der „Région Morges“ an den neuen Kontext angepasst.
Zusammenfassung
Im Rahmen des Pilotprojekts kartiert der Kanton Waadt seine land- und forstwirtschaftlichen Böden. Die Qualität dieser Böden wird dann mit Hilfe der BodenQI-Tools der «Région Morges» visualisiert. Dieses Vorhaben ist im Sommer 2024 gestartet und zielt auf eine dynamische Bodenkartierung ab. Das bedeutet, dass die zur Verfügung gestellten Tools im Prozess besser kennengelernt und weiterentwickelt werden. Neben der Produktionsfunktion werden auch andere Funktionen, wie die Fähigkeit des Bodens zur Wasserregulierung, Teil des Tools sein. Der neu generierte BodenQI richtet sich dann an viele verschiedene Nutzergruppen: Landwirt/innen, Forstverwalter/innen, Landwirtschaftsverbände, Beratungsdienste, aber auch kantonale Behörden und Raumplaner/innen
Kontext
Nach Bern ist die Waadt der Kanton mit der grössten landwirtschaftlich genutzten Fläche der Schweiz. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Fläche stellt der Erhalt der Bodenqualität die zentrale Herausforderung dar. Dabei sind neben der Produktionsfunktion auch weitere Bodenfunktionen – wie die Regulierung von Nährstoffen und Wasser – für eine zukunftsfähige Landwirtschaft entscheidend. Angesichts des Klimawandels, der zu immer wärmeren und trockeneren Perioden oder – genau umgekehrt – zu immer feuchteren Verhältnissen führt, ist dies umso bedeutender. Der Kanton Waadt ist zu 40 % mit Wald bedeckt. Davon befinden sich 70 % im Besitz der öffentlichen Hand. Eine der grössten Bedrohungen für diese Böden ist die Verdichtung. Gesunde Böden sind enorm wichtige Wasserspeicher. Sie sichern die Qualität von Grund- und Fliessgewässern, zudem können sie als «Schwämme» fungieren, um Überschwemmungen vorzubeugen. Die Bodenqualität zu erhalten, stellt für den Kanton eine grosse Herausforderung dar.
Ansatz
In der ersten Projektphase wird eine Nutzergruppe bestehend aus Landwirt/innen, Berater/innen, Kommunikationsbeauftragten und Kantonsangestellten zusammengestellt. Die Aufgabe der Nutzergruppe ist es, bestehende Herausforderungen zu erkennen und diese dann mit dem Projektteam zu diskutieren. Zu diesem Zweck werden im Rahmen von Workshops die zu bewertenden Funktionen, deren Relevanz für die einzelnen Berufsgruppen sowie mögliche Handlungsempfehlungen abgeleitet.
In einer zweiten Phase des Projekts sollen dann automatisch die BodenQI-Karten generiert werden. Die dazu verwendete Datengrundlage stützt sich auf verschiedene Informationsquellen (Geodaten, Daten zu landwirtschaftlichen Analysen und Praktiken, usw.). Das Potenzial der einzelnen Quellen wird zuvor vom Projektteam abgeschätzt. Um die Verlässlichkeit der erstellten Karten beurteilen zu können, testet sie das Projektteam auf Gebieten mit verfügbaren Felddaten.
In der letzten Projektphase wird die Beratungsfunktion der Karten entwickelt. Diese liefert Empfehlungen zur Verbesserung der Bodenqualität sowohl für einzelne Parzellen als auch ein gesamtes Gemeindegebiet. Damit lassen sich verschiedene Themen ansprechen wie etwa:
- die Kontrolle der Erosion
- die Erhöhung der Resistenz und Resilienz der Böden (Anpassung an den Klimawandel)
- die Kontrolle des pH-Werts
- die Vorhersage des Bewässerungsbedarfs
Der genaue Inhalt wird festgelegt in den Workshops und anhand der Daten, die im Laufe des Projekts zur Verfügung gestellt werden.
Alle entwickelten Produkte sind Open Source. Um ihre Kompatibilität zu gewährleisten, werden die Produkte mit einem Lenkungsausschuss koordiniert.
Ziele
Die Hauptziele des Pilotprojekts sind:
- schnell und kostengünstig Karten erstellen, welche die Bodenqualität voraussagen; die verschiedenen ausgewählten Bodenfunktionen werden dabei als Indexe dargestellt
- diese Karten aktualisieren und präzisieren, sobald neue direkte oder indirekte Informationen verfügbar sind (z. B. aus herkömmlichen Kartierungsprojekten)
- Empfehlungen für eine bessere Bewirtschaftung des Bodens abgeben; dazu gezielt Flächen anvisieren, auf denen die Bodenqualität verbessert werden kann
Im Rahmen des Pilotprojekts sollen parzellenscharfe BodenQI-Karten für die land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden im Kanton Waadt erstellt werden. Diese Karten basieren auf GIS-Tools (Geografisches Informationssystem) und stellen die verfügbaren Bodeninformationen in verschiedenen Qualitätsstufen dar. Das bedeutet, diese Karten geben Auskunft über die Fähigkeit der Böden ihre Funktionen erfüllen zu können. Da neu erhobene Daten fortlaufend in diese Karten integriert werden können, erlauben sie zudem eine dynamische Überwachung der Bodenqualität.
Die Tools, welche in diesem Pilotprojekt verwendet werden, sind in der Lage die Bodenqualität relativ schnell abschätzen zu können. Dazu stützen sich diese Tools auf Daten, die nicht nur aus klassischen Bodenaufnahmen stammen. Für jede erzeugte Karte wird deren Zuverlässigkeit abgeschätzt. Um die Zuverlässigkeit einer Karte zu erhöhen, können Daten aus einer klassischen Bodenkartierung ergänzt werden. Das Projekt «Cartographie exploratoire» des Kanton Waadt stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar. Dieses Projekt verfolgt am Fusse des Juras einen explorativen Ansatz, um die kantonale Bodenkartierung im klassischen Sinne weiter voranzubringen.
Im Rahmen des Pilotprojekts wird ein weiteres Hilfsmittel entwickelt: Basierend auf dem beobachteten Zustand und der Nutzung der Böden wird das Tool Ratschläge für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung liefern.
Eine Steuerungsgruppe, der wir angehören, ist für die allgemeine Ausrichtung des Projekts zuständig. Mit der Entwicklung der BodenQI-Tools ist ein weiteres Projektteam beauftragt. Dieses setzt sich aus der Gruppe von Professor Jens Ingensand (Geomatik, HEIG-VD) und der Gruppe von Professor Pascal Boivin (Bodenkunde, HEPIA, HES-SO Genf) zusammen.
Kontakt
Projektträgerschaft und Finanzierung: Generaldirektion für Umwelt des Kantons Waadt, Abteilung Boden (DGE-Sols)
Im Mandat: HEPIA-GE (Gruppe Böden und Substrate), HEIG-VD (Gruppe Geomatik), Moderation der Workshops (EVL-Conseil)
Partner/innen: Landwirt/innen, Generaldirektion für Umwelt – Kantonales Forstinspektorat, Generaldirektion für Landwirtschaft, Weinbau und Veterinärwesen (DGAV), Agridea, Prométerre
Kontaktperson: François Fülleman (DGE-Sols)
Begleitung: sanu durabilitas